DSC4524.bearb 3Blick auf die Moselschleife bei Bremm


Weinansprache

"Im Wein liegt Wahrheit und mit der stößt man überall an." 
G.F.W. Hegel

Dass man einen Wein auch "ansprechen" kann, ist nicht etwa der lichten Phantasie eines ordentlichen Zechers entsprungen, sondern meint das Vokabular zur Weinbeschreibung und -Beurteilung, das Weinfreunden die Verständigung untereinander erleichtert. Es geht hier also um einen einigermaßen verständlichen und verständigen Austausch von Sinneseindrücken. Damit man bei "Blume", "Schwanz" und "Böckser" nicht auf die Idee verfällt, man befände sich unter Jagdleuten, die ihr Latein zum Besten geben, finden also im Folgenden einige Begriffe dieser Ansprache eine Erklärung.


Abgang

Ausklang, das »Finish« des Weingenusses, die Dauer eines aromatischen und geschmacklichen
Eindrucks, der sich bei einem guten Wein möglichst in die Länge zieht. 

animalisch

erinnert an den Geruch von Tieren bzw. tierischen Produkten (Fell, Leder, etc.).


ausdruckslos

uninteressanter Wein, der weder in der Nase, noch am Gaumen einen lebhaften Eindruck hinterlässt.

ausgewogen

harmonischer Wein, bei dem alle Komponenten wie Frucht, Säure, Tannin, Alkohol, Extraktstoffe
perfekt zusammenspielen.

Blume

Geruchseindruck eines Weines, die Summe seiner Duftstoffe, im Gegensatz zu Bukett,
mit dem eher die Fülle der Geschmackseindrücke bei einer Weinverkostung bezeichnet wird. 
Die Bedeutung der Wörter sind allerdings fließend. 
 

blumig

wohlriechendes, an Blumen (Veilchen, Flieder, Akazienblüten) erinnerndes Aroma bei Weißweinen.

Böckser

fehlerhaftes Aroma von Weinen, das sich in Duft (Geruch nach faulen Eieren) und Geschmack
bemerkbar macht. Der Weinfehler wird jeweils nach seiner Ursache bezeichnet: So gibt es etwa
Schwefelwasserstoff-, Hefe- oder Aromaböckser sowie Gärungs-, Lager- oder Flaschenböckser. 


brandig

„aufgetakelte“ Weine, die sich mit mehr Alkohol präsentieren, als die Natur ihnen mitgegeben hätte,
schmecken brenzlich und bitter.

erdig

Der Boden, die Herkunft eines Weines schwingt im Geschmack mit.

elegant

Ein stilvoller Wein, der durch seine Harmonie und eine feine Qualität besticht.

fett

zumeist alkoholstarker Wein, der zwar schwer aufträgt, aber nicht aufdringlich oder gar mastig wirkt.


fleischig

Ein Maul von Wein, mit satten Reizen, in den man förmlich „hineinbeißen“ möchte, zumeist kräftige Weine
mit einem hohen Alkohol-/Extraktgehalt.


frisch

jugendlicher Charme und Lebendigkeit durch einen guten Säuregehalt oder gelöstes Kohlendioxid.


geschmeidig

Vor allem bei Rotweinen bezeichnet der Weinkenner damit ein Gleichgewicht zwischen Kraft
und harmonischem Ausdruck.


fruchtig

ansprechender Wein aus reifen Trauben, der eine reiche Fruchtaromatik zeigt.


kantig

Eindruck bei zum Beispiel säurebetonten oder gerbstoffreichen Weinen, die keine Harmonie
aufkommen lassen.


körperreich

kraftvolle, extraktreiche Weine – nicht zu verwechseln mit alkoholreichen Weinen!


kurz

Weine, deren Geschmackseindruck schnell verblasst (siehe "Abgang")


lang

Im Gegensatz zu »kurz« ein mehrere Sekunden anhaltender Geschmackseindruck bei guten Weinen.
Hier spricht man von einem langen Abgang.


lebhaft

Weine, bei denen eine animierende Säure und Frucht in einem belebenden Wechselspiel zueinander stehen.


matt

fader, lebloser Gesamteindruck.


mineralisch

an Minerale erinnernder, leicht salziger Duft- bzw. Geschmackseindruck, der Assoziationen an Granit,
Schiefer oder Vulkangestein hervorruft (etwa bei eleganten Moselrieslingen).


Muffton

Weinfehler, der sich mit einem modrigen Geruch bemerkbar macht und von faulem Traubengut, unsauberer
Kellerarbeit oder von fehlerhaften Naturkorken verursacht werden kann.


Nase

Der Duft eines Weines.


pappig

Die sind negative Geruchs- und Geschmackseigenschaft beim Wein, der sich eindimensional, reizlos,
einfach plump, teigig, auch zu süß präsentiert.


pfeffrig

Bei alkoholreichen (Rot-)Weinen im Duft bemerkbar und am Gaumen als feuriger Geschmackseindruck spürbar.


rassig

Frische, volle Frucht und markante Säure.


rauchig

vor allem bei Rotweinen, die im Holz ausgebaut wurden, ein häufiger Eindruck, der sich unter anderem mit
Räucher- oder Ledernoten verbindet.


reif

Ein Wein, der aus vollreifen Trauben gewonnen wurde, zeigt volle, reife Aromen in Duft und Geschmack.


rund

harmonischer, vollkommen ausgewogener Wein, dessen jugendliche Ecken und Kanten abgeschliffen sind.


samtig

ausgesprochen weich am Gaumen.


Schmelz

Ein Wein mit feiner, ausgewogener Struktur, den man kauen möchte.


schlank

Ein eher geradliniger, unkomplizierter Wein.

 

Schwanz

siehe Abgang.


schwer

körperreich, vollmundig und zumeist auch alkoholstark; ein Wein mit barockem Gesamteindruck.


seidig

angenehmer Eindruck am Gaumen bei Weinen mit feiner Struktur.


spitz

deutlich säurebetonte Weine, die unharmonisch wirken.


spritzig

erfrischender, auch leicht prickelnder Wein.


sortentypisch

Damit werden die charakteristischen Geruchs- und Geschmacksmerkmale der entsprechenden
Rebsorte bezeichnet. Sorten mit einem besonders markanten Bukett nennt man "Bukettsorten". 
Dazu zählen zum Beispiel einige Neuzüchtungen und traditionelle Rebsorten wie Gewürztraminer
oder Roenmuskateller.


süffig

Ein einfacher, aber harmonischer, zumeist eher milder Wein mit einer gewissen Restsüße.


tanninbetont

Rotweine, die deutlich von den Gerbstoffen aus der Beerenhaut, den Kernen und aus dem Stiel der Trauben
geprägt sind; je tanninhaltiger ein Wein, desto länger ist er in der Regel auch lagerfähig. Tanninbetonte
Rotweine präsentieren sich in ihrer Jugend herb, bitter und rauh am Gaumen.


Vanille

typischer Eindruck bei Weinen, die im Holzfass ausgebaut wurden.


vegetabil

pflanzliche Aromenstruktur (im Gegensatz zu Blüten- und Fruchtaromen) eines Weins, der nach Gemüse,
Gras oder Blättern duften kann. Dominante „grüne“ Geruchseindrücke können ein Hinweis auf eine fehlerhafte
Weinbereitung sein (Verwendung nicht ausgereiften Traubengutes).


vollmundig

Den Mund füllende Weine.


würzig

deutliche Geschmacksnoten von strengen Eindrücken wie schwarzem Pfeffer bis zu süßlich-nussigen Aromen
(Gewürznelken, Zimt, Bittermandel). Gute Beispiele sind etwa die so genannten "Bukettsorten" wie Rosenmuskateller
oder Gewürztraminer.